Täglich bringt der Mobile Mahlzeitendienst (MMD) der Caritas das Essen frisch – und heiß – zu den Kunden. Über das 60-jährige Bestehen des Dienstes freuen sich (v. l.) Caritas-Vorsitzender Dr. Christof Wellens, Kundin Sibille Inderelst, Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa, Bereichsleiterin Hildegard van de Braak und MMD-Leiter Paul Hansen.Caritas / Balsen
Sibille Inderelst ist 93, sie lebt allein in Odenkirchen, und bis vor einigen Monaten hat sie noch selbst gekocht - nicht nur für sich, sondern auch für ihre Töchter und deren Familien. Ihr Paradegericht: Sauerbraten. "Aber mit dem Abschmecken klappte es zuletzt nicht mehr so gut", erzählt sie. Und als dann eine Tochter in Rente ging und nicht mehr zu ihr zum Essen kam, dachte sie sich: "Für mich alleine lohnt es nicht, dass ich koche."
Seither lässt sie sich dreimal in der Woche das Essen vom Mobilen Mahlzeitendienst des regionalen Caritasverbandes bringen. An den übrigen Tagen macht sie sich eine Suppe warm oder kocht mal einen Grießbrei. "Ich bin Allesesserin", sagt Sibille Inderelst. Am Mobilen Mahlzeitendienst schätzt sie besonders, dass "sie immer sehr pünktlich sind und man sich darauf verlassen kann - und dass die Mitarbeitenden nicht nur sehr nett sind, sondern auch ein persönliches Wort für mich haben".
Die 93-jährige Odenkirchenerin befindet sich in guter Gesellschaft. Im Durchschnitt liefert der Mobile Mahlzeitendienst rund 170 Mahlzeiten pro Tag aus, jeweils bestehend aus Hauptgericht und Dessert. 62.760 Essen waren es insgesamt im Jahr 2024 - über die Hälfte mehr als noch vor zehn Jahren. 14 Fahrerinnen und Fahrer hat der Dienst, sieben Lieferfahrzeuge stehen zur Verfügung, sechs Touren werden täglich absolviert - an 365 Tagen im Jahr.
Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa unterstreicht die Bedeutung des Mobilen Mahlzeitendienstes: "Wir liefern nicht nur Essen, sondern bringen auch ein Stück Alltag und Sicherheit. Für viele alleinlebende Seniorinnen und Senioren sind unsere Fahrerinnen und Fahrer der einzige tägliche Kontakt", sagt er. Die Mitarbeitenden hätten eine oft jahrelange Beziehung zu den Menschen, die sie mit Essen versorgen. Polixa: "Sie erleben Freude und Leid, sie spüren, wenn es einem Kunden besonders gut oder besonders schlecht geht, und wenn etwas nicht in Ordnung ist, reagieren sie - und schlagen im Zweifel auch Alarm. Das gibt Angehörigen und Pflegediensten Sicherheit und ist ein wichtiger Beitrag zur Daseinsvorsorge." Das habe sich besonders in der Corona-Zeit gezeigt, als der Mobile Mahlzeitendienst für die Versorgung älterer Menschen mit Essen eine besonders große Bedeutung hatte.
Seit einigen Jahren kochen die Küchenteams in den Caritaszentren in Holt, Rheydt und Giesenkirchen nicht nur für die eigenen Bewohnerinnen und Bewohner täglich frisch, sondern auch für die Kundinnen und Kunden des Mobilen Mahlzeitendienstes, die im Einzugsgebiet des jeweiligen Caritaszentrums wohnen. Sie können täglich zwischen zwei verschiedenen Hauptgerichten mit Dessert wählen; samstags gibt es normalerweise einen Eintopf. "Wir kochen nach dem Grundsatz: Lecker, frisch und ausgewogen, mit hochwertigen, gesunden Zutaten", betont Frank Polixa.
All das hat seinen Ursprung in einer Initiative von ehrenamtlich engagierten Mönchengladbachern. Daran erinnert Caritas-Vorsitzender Dr. Christof Wellens: "Sie hatten 1965 erkannt, dass viele ältere Menschen nicht mehr selbst kochen können. Also holten sie das Essen in einer Gaststätte ab und brachten es in einem Henkelmann, einem sogenannten "Knibbelken", zu den Senioren - mit ihrem Privatauto. Und wenn es nötig war, wuschen und bügelten sie bei dieser Gelegenheit auch die Wäsche oder nähten die Gardinen. Irgendwann bekam der Caritasverband ein Auto geschenkt, und damit wurde die allmähliche Professionalisierung des Mobilen Mahlzeitendienstes eingeläutet. Der Mobile Mahlzeitendienst ist ein Stück Sozialgeschichte unserer Stadt."
Eine große Neuerung hat der Mobile Mahlzeitendienst in diesem Jahr eingeführt, wie Leiter Paul Hansen berichtet: "Wir wollen nachhaltiger werden und haben deshalb alle drei Küchen der Caritaszentren auf Mehrweg umgestellt. Nun erhalten unsere Kundinnen und Kunden ihr Essen auf Pozellangeschirr. Es war eine große Investition und setzt eine ganz andere Organisation voraus, aber es lohnt sich, und das nicht nur für die Umwelt: Die Kunden sind sehr angetan von der Mehrweglösung."
Info:
Wer den Mobilen Mahlzeitendienst in Anspruch nehmen möchte, kann zeitnah beliefert werden. Manche Menschen möchten täglich Essen bekommen, andere nur einmal wöchentlich, und wieder andere bestellen nur an den Tagen etwas, an denen ihre Lieblingsgerichte auf dem Menüplan stehen. Den erhalten die Kundinnen und Kunden zwei Wochen im Voraus von ihrer Fahrerin oder ihrem Fahrer. Zusätzlich können die Menüpläne per E-Mail unter mmd@caritas-mg.net angefordert werden. Telefonischer Kontakt: 02161-464674.