Die Caritaskirche an der Albertusstraße.
"Leider nicht zum ersten Mal müssen wir feststellen, dass die Bürgerinitiative Adenauerplatz es in der Diskussion um die für Ende 2026 geplante Verlegung des Tagestreffs Bruno-Lelieveld-Haus von der Erzberger Straße in die Caritaskirche an der Albertusstraße mit der Wahrheit nicht sehr genau nimmt. Der Caritasverband hat in insgesamt drei Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Initiative deren Fragen beantwortet und zahlreiche Details zum Projekt erläutert. Dennoch hält die Initiative an unzutreffenden Behauptungen und verzerrenden Darstellungen fest.
Das beginnt schon mit der Bezeichnung des Projekts. Es handelt sich nicht um einen "Obdachlosen- und Suchtkrankentreffpunkt", sondern um einen Tagestreff für wohnungslose Menschen. In das Bruno-Lelieveld-Haus kommen Menschen aller sozialen Schichten, Kulturen und Religionen. Es sind viele Menschen darunter, bei denen irgendwann im Leben etwas schiefgegangen ist und die soziale Probleme haben. Sie werden dort von professionellen, erfahrenen Mitarbeitenden betreut.
Die Initiative hat dem Caritasverband wiederholt unterstellt, er verfolge wirtschaftliche Interessen. Das ist falsch. Richtig ist: Der Träger des Tagestreffs ist der Verein Wohlfahrt, für den der Caritasverband seit 2022 die Geschäftsbesorgung übernimmt. Von der Stadt Mönchengladbach erhält der Verein Wohlfahrt bislang gut 190.000 Euro für Personal- und Sachkosten. Dies reicht nicht aus, um den Tagestreff kostendeckend zu betreiben. Der Verein Wohlfahrt wendet jedes Jahr einen hohen fünfstelligen Betrag auf, um den Tagestreff zu finanzieren. Der Caritasverband will dem Tagestreff in der dann umgebauten Caritaskirche modernere, größere und qualitativ hochwertigere Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Der Mietpreis wird dem entsprechen, was der Verein Wohlfahrt aktuell für deutlich schlechtere Räume an der Erzberger Straße zahlt. Es ist vollkommen haltlos und grenzt an Rufschädigung zu behaupten, dass die Mieteinnahmen dazu verwendet würden, um die im selben Gebäude untergebrachten Verwaltungsflächen zu finanzieren.
Der Caritasverband plant, in der Caritaskirche eine medizinische Ambulanz für wohnungslose Menschen einzurichten. Die Kosten dafür trägt der Verband selbst. Wirtschaftliche Interessen?
Die Bürgerinitiative behauptet, das Angebot, die Immobilie der ehemaligen Schlafstelle für Obdachlose an der Jenaer Straße zu übernehmen, sei abgelehnt worden. Das ist falsch. Richtig ist: Der Caritasverband hat nie ein konkretes Angebot erhalten. Von daher konnte der Caritasverband auch nichts ablehnen.
Die Bürgerinitiative behauptet, die Caritas suche keine Alternativstandorte. Richtig ist: Es ist nicht Aufgabe der Caritas, Alternativstandorte für einen Tagestreff zu suchen. Wir denken, dass der Caritasverband der Stadt und der Stadtgesellschaft mit der Caritaskirche ein sehr gutes Angebot gemacht hat. Das Projekt wurde in Abstimmung mit den zuständigen Fachabteilungen der Stadtverwaltung geplant. Für die stark steigende Zahl der wohnungslosen und bedürftigen Menschen in Mönchengladbach stellt die Einrichtung des Tagestreffs in der Caritaskirche in Verbindung mit einer medizinischen Ambulanz und der rund um die Uhr besetzten Geschäftsstelle der Caritas gleich nebenan eine deutliche Verbesserung dar.
Der Standort Caritaskirche hat sich seit mehr als vier Jahren bewährt. Seit Februar 2021 hat die Caritas dort bei ihrem Mittagstisch mehr als 13.000 warme Mahlzeiten kostenlos an wohnungslose und bedürftige Menschen ausgegeben - aus sozialer Verantwortung und auf eigene Rechnung. Wirtschaftliche Interessen? Viele Gäste des Mittagstisches besuchen übrigens auch den Tagestreff Bruno-Lelieveld-Haus. Vertreter der Bürgerinitiative haben uns gesagt, dass sie von dem zweimal in der Woche stattfindenden Mittagstisch in der Caritaskirche nichts mitbekommen hätten.
Die Bürgerinitiative behauptet, rund um den bestehenden Tagestreff an der Erzberger Straße gebe es unhaltbare Zustände, werde offen gedealt und würden Drogen konsumiert. Sie geht von ähnlichen Zuständen an der Caritaskirche aus, wenn der Tagestreff dorthin zieht. Richtig ist: Es gibt in der Nähe des Bahnhofs eine Drogenszene und viele soziale Probleme. Vollkommen falsch ist, dass diese Szene deckungsgleich ist mit den Besuchern des Tagestreffs. Genau deshalb erwarten Fachleute auch nicht, dass sich die Drogenszene bei einem Umzug des Tagestreffs zur Albertusstraße verlagern wird - weshalb sollte sie auch?
In keinem der vier in Mönchengladbach bestehenden Tagestreffs für wohnungslose Menschen sind bisher Beschwerden aus der Nachbarschaft bekannt - und das, obwohl in einem Fall gleich gegenüber eine Schule liegt. Das haben Vertreter der Stadt beim letzten Gespräch mit der Bürgerinitiative bestätigt. In demselben Gespräch ist zugesagt worden, dass das städtische Streetwork das Angebot nach dem Umzug in die Caritaskirche verstärkt begleiten wird. Übrigens haben wir mit allen Gruppen gesprochen, die uns in Bezug auf den Tagestreff um ein Gespräch gebeten haben, darunter auch Vertreterinnen und Vertreter der beiden Kindergärten an der Albertusstraße. Sie hatten keine Bedenken angesichts der Nachbarschaft zum geplanten Tagestreff.
Wohnungslose Menschen sind wenig mobil und benötigen daher Einrichtungen im Innenstadtbereich. Sie mögen keine große Lobby haben, keine Kampagnen auf die Beine stellen und nicht so laut sein wie die Bürgerinitiative, aber sie gehören dennoch zur Bürgerschaft dieser Stadt. Im Übrigen sind Wohnungslose von allen Menschen in der Stadt am gefährdetsten. Sie werden diskriminiert, vertrieben und erfahren häufig Gewalt.
Vertreter der Bürgerinitiative haben uns gegenüber wiederholt betont, wie wichtig sie die Arbeit für wohnungslose Menschen finden. Gilt das nur, solange diese Arbeit nicht den unmittelbaren Umkreis der eigenen Immobilie betrifft? Die Caritas und der Verein Wohlfahrt jedenfalls stehen weiter für Menschen in Not ein und werden, wenn sie gelassen werden, weiter in diese wichtige Arbeit investieren und Eigenmittel aufwenden."